Raus aus der Opferrolle

Inspiriert von einem Buchtipp, habe ich nach einigen youtube videos - das Buch "Der Selbstentwickler" von Jens Corrsen gelesen. Er coacht Führungskräfte aus Wirtschaft, Medien und Sport im beruflichen und persönlichen Bereich. - Also genau das Richtige für Alleinerziehende, dachte ich mir. Und bitte nicht zurückschrecken-es ist weder trocken noch kompliziert geschrieben, teilweise habe ich lauthals lachen müssen...

Ich hatte aber auch zu Beginn etwas zu kämpfen...also zum Titel meines Blog-Eintrages: Raus aus der Opferrolle.

 

Gerade als Alleinerziehender könnte man sich so schön in einem Meer von Selbstmitleid baden

  • alle sind schuld und legen mir Steine in den Weg
  • der Staat tut gar nichts für mich
  • Mein Expartner ist an allem schuld und macht mir das Leben zur Hölle
  • keiner hilft mir
  • jetzt wird auch noch schräg geguckt und getuschelt
  • keine Ahnung wie ich das alles finanzieren soll und ob ich meinen Job behalten kann
  • nie habe ich Zeit für mich
  • alles muss ich alleine machen
  • Kinderbetreuung in Deutschland ist miserabel und und und..

Das Problem an der Sache ist, wenn ich so durchs Leben gehe, fühle ich mich als Opfer, werde übellaunig, Horrorsznenarien erfüllen sich, weil ich unbewusst meinen Teil dazu beitrage, ich habe keine Energie mehr, fühle mich kraftlos und werde auch irgendwann krank.

Das Gefühl, dass man selbst nichts mehr in der Hand hat- dass man von Ereignissen und anderen Menschen gelebt wird und dem Ganzen hilflos ausgeliefert zu sein scheint, stellt sich ein.

Und das in einer Lebensphase wo ich eigentlich all meine Kraft und Energie brauche, wo ich den Überblick haben will und gesund sein will.

Also wie wäre es mit "Wo ich bin, will ich sein- alles andere ist mir zu teuer"

- zuerst dachte ich "nee, is klar, ich will hier allein mit meinem Kind sitzen, alles selber machen, 24 Std. zur Verfügung stehen, jeden Wutausbruch und jede Kinderkrankheit allein durchmachen und nicht mehr allein ausgehen"

Doch als ich begann das durch zu spielen, kam mir der klare Gedanke "Ja, genau das will ich" - denn, jetzt mal ehrlich, ich habe die Wahl - ich könnte mein Kind zum Vater geben oder zu Pflegeeltern, ich hätte auch mein Leben mit dem Partner weiterführen können. Ich habe mich aber entschieden.

Manch einer sagt "zu Pflegeeltern-das geht doch nicht, das kann ich nicht machen" - na klar kann man das machen. Rein realistisch ist das durchaus möglich, ich muss auch nicht arbeiten gehen, hier in Deutschland geht das - ich werde nicht verhungern. ICH treffe meine Entscheidung, eine andere Wahl wäre mir zu "teuer" - wenn ich mein Kind abgeben würde, zu Pflegeeltern würde ich gar nicht mehr zurecht kommen vor lauter Schmerz - daher "da wo ich bin, will ich sein"

Ich kann nur für mich sprechen - es fühlt sich wunderbar an und gibt mir sehr viel Kraft so zu denken. Natürlich ist dadurch nicht alles rosig - dennoch ist es eine ganz andere Basis als das "Opfer" des Lebens zu sein. Schließlich bin ich meine eigene Führungskraft.

Und noch ein gelungener Ansatz:" Was ist, ist, und wie ich es beurteile, ist mein ganz persönlicher Beitrag zum Leben-und das bestimmt mein Erleben und Handeln." Will heißen: Ich hatte einen Zoobesuch mit Kind geplant und es regnet in Strömen. Entweder ich schimpfe den ganzen Tag über den Regen (der ja einfach nur Regen ist) und verderbe allen inklusive mir die Laune oder ich schwenke um zum Fingerfarbemalen und anschließend Waffel backen und lasse den Gedanken von Zoo los. Der Regen wird zum Feind obwohl er nur der Regen ist, im Grunde ist er halt der Störenfried auf dem Weg zu meinem Ziel (Zoo) und ich habe es in der Hand wie ich damit umgehe.

Also reine Übungssache-ich werde es ausprobieren...und ein bißchen Schimpfen lasse ich mir nehmen - will der Autor einem auch nicht nehemen - Gefühle müssen raus - der Umgang damit ist entscheinend.

Ganz im Sinne von: Auf der Autobahn fährt jemand tiefentspannt 70 kmH auf der linken Spur - ich rege mich bestialisch auf - wer hat das Problem - er oder ich???